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Typologie und Chronologie des südostbayerischen Mittelneolithikums unter besonderer Berücksichtigung der Fundplätze Straubing-Lerchenhaid (Grabung 1980-82) und Geiselhöring-Süd, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern

Riedhammer, Karin Michaela (2017). Typologie und Chronologie des südostbayerischen Mittelneolithikums unter besonderer Berücksichtigung der Fundplätze Straubing-Lerchenhaid (Grabung 1980-82) und Geiselhöring-Süd, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. (Thesis). Universität Bern, Bern

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Abstract

Primäres Ziel der Studie ist, die gesamte Entwicklung der Keramik des Südostbayerischen Mittelneolithikums typologisch und chronologisch nachzuzeichnen. Kapitel 1 erklärt die Entstehungsgeschichte und das methodische Vorgehen. In Kapitel 2 wird der Verbreitungsraum des Südostbayerischen Mittelneolithikums umrissen, der im Wesentlichen die lössbedeckten Regionen Niederbayerns, Oberbayerns, der südlichen Oberpfalz und zeitweise auch Teile von Oberösterreich und Westböhmen umfasst. In Kapitel 3 wird die Forschungsgeschichte sowie die Problemstellung der Studie dargelegt, wobei kritisch auf die „Gruppe Oberlauterbach“ nach Bayerlein (1985) geblickt wird. Ausgangspunkt für die Untersuchungen ist die Publikation der Ergebnisse der Tagung von Windberg im Jahr 1994. Hier ist das Südostbayerische Mittelneolithikum (SOB) erstmals definiert und eine erste Unterteilung in die Stufen SOB alt (SOB I), SOB mittel (SOB II) und SOB jung (SOB III) vorgenommen worden. Der Beginn des Mittelneolithikums ist nicht zu verstehen, ohne sich Gedanken über das Ende der Linearbandkeramik zu machen. Daher ist der eigentlichen Studie zum Mittelneolithikum mit Kapitel 4 ein längerer Exkurs zu diesem Thema vorangestellt. Anschließend folgt ein überregionaler Vergleich des frühsten mittelneolithischen Fundhorizontes. Ergebnis dieser beiden Abschnitte ist, dass das Altneolithikum im westlichen Mitteleuropa überall in etwa geleichzeitig endet und das Mittelneolithikum ohne Überlappung mit dem Altneolithikum überall etwa gleichzeitig beginnt. In Kapitel 5 wird auf die spezielle Fundsituation des Südostbayerischen Mittelneolithikums eingegangen, hier stehen quellenkritische Überlegungen zu Überlieferungsbedingungen auf neolithischen Mineralbodenstandorten im allgemeinen und die südbayerischen Verhältnisse im speziellen im Vordergrund. Die einzelnen, für die Untersuchung der Verzierungstechniken des SOB herangezogenen publizierten und unpublizierten Fundplätze werden quellen- und forschungsgeschichtlich kritisch vorgestellt und einer ersten zeitlichen Ordnung nach den Ergebnissen der Tagung von Windberg von 1994 unterzogen. Dabei wird auf vorhandene Hausgrundrisse eingegangen. Durch die zeitliche Ordnung der einzelnen Fundplätze ergeben sich erste Hinweise auf die Entwicklung des Hausbaus während des SOB. Durch typologische Vergleiche der Grundrissmerkmale der Häuser können die Ergebnisse präzisiert werden. Für den Fundplatz Geiselhöring-Süd wird kritisch auf die Quellen Siedlungsgruben und Siedlungsgraben eingegangen. Gemeinsam mit den Ergebnissen zur architektonischen Entwicklung am Platz und im Vorgriff auf die Ergebnisse der Keramikanalyse ergeben sich so Erkenntnisse zum Siedlungsablauf und zur Veränderung der Siedlungsstruktur mit zunächst hausnahen und später hausfernen Lehmentnahmegruben. Dies kann herausgearbeitet werden, obwohl eine Gesamtvorlage der mittelneolithischen Funde und Befunde von Geiselhöring-Süd im Rahmen dieser Arbeit nicht zu schaffen war und Desiderat bleibt. Anhand der nun gewonnenen Erkenntnisse zum mittelneolithischen Hausbau, ergibt sich die Möglichkeit in Kapitel 6, durch eine Seriation der Hausgrundrisse und ihrer Merkmale die Entwicklung des südbayerischen mittelneolithischen Hausbaus unabhängig von der keramischen Datierung herauszuarbeiten. Grundrisse weiterer südbayerischer Fundorte werden nach datierender Keramik oder nach typologischen Kriterien eingeordnet. Diese ersten Ergebnisse zur Hausentwicklung des gesamten südostbayerischen Mittelneolithikums werden mit der sich abzeichnenden Hausentwicklung der Stichbandkeramik böhmischer Prägung und mit der bekannten architektonischen Entwicklung des westdeutschen Mittelneolithikums verglichen. Da sich die Entwicklung der Keramikverzierung des SOB am besten anhand der Veränderung der bevorzugt verwendeten Verzierungstechniken nachzeichnen lässt, wird mit Kapitel 7.1 ein Katalog der bekannten Verzierungstechniken des gesamten SOB vorgelegt. Ausgehend von den Fundplätzen Straubing-Lerchenhaid und Geiselhöring-Süd, wird ergänzend das Vorhandensein oder Fehlen von Verzierungstechniken ausgewählter anderer Fundplätze aus der Literatur berücksichtigt. Durch die Ordnung nach Techniken und Fundkomplexen wird vor allem der Unterschied zwischen frühem und spätem SOB deutlich, durch die Auszählung der Verzierungstechniken von Geiselhöring-Süd lässt sich der mittlere Abschnitt des SOB in mehrere Stufen untergliedern. Während die Verzierungstechniken die unterste Beschreibungsebene der mittelneolithischen Verzierung darstellen, ist das mittelneolithische Gesamtverzierungskonzept – das Reglement wie die Verzierung auf der gesamten Gefäßoberfläche anzuordnen ist – die allgemeinste Betrachtungsebene. Mit dem Gesamtverzierungskonzept lässt sich das SOB definieren, es lässt sich aber auch eine Veränderung desselben im Laufe der Entwicklung erkennen (Kapitel 7.2). In Kapitel 8.1 wird eine Zusammenfassung der Bearbeitung der mittelneolithischen Keramik von Straubing-Lerchenhaid (Grabung 1980–82) vorgenommen. Zusätzlich zu den mittelneolithischen Keramikfunden wird die Linearbandkeramik vom Fundplatz vorgelegt. Das mittelneolithische Material von Straubing-Lerchenhaid ist sehr einheitlich und kann nicht untergliedert werden, es bildet die Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung des SOB. Der Vergleich der Keramik verschiedener Fundplätze machte deutlich, dass die gesamte Entwicklung des SOB nur mit den Inventaren von Straubing-Lerchenhaid und Geiselhöring-Süd nicht nachzuzeichnen ist. Gerade der Übergang SOB I zu SOB II ist nicht allein mit diesen beiden Fundorten darzustellen. Daher werden in Kapitel 8.2 bis Kapitel 9 zusätzliche Fundinventare berücksichtigt. Dies erfolgt auf einem einfachen vergleichenden Niveau, da es sich zum Teil um sehr kleine Fundkomplexe handelt und nicht alle von der Autorin selbst bearbeitet wurden. Hilfreich ist der Vergleich zur Entwicklung in Böhmen und die Beobachtung, wie sich die Gestaltung der Verzierung in Südbayern in der ersten Hälfte des SOB allmählich von der in Böhmen üblichen Verzierung entfernt. Hier sind Unterschiede in der Verwendung bestimmter Motivkategorien, die Ausgestaltung der Motive und die Veränderung der Gestaltung des Gesamtverzierungskonzeptes ausschlaggebend. Methodisch handelt es sich um die Beschreibung der südbayerischen typologischen Entwicklung, die in Abgrenzung zur parallel verlaufenden bereits bekannten und eng verwandten Entwicklung der Böhmischen Stichbandkeramik vorgenommen wird. Mit der Keramik von Geiselhöring-Süd, Lkr. Straubing-Bogen, bietet sich die Möglichkeit, das Mittlere SOB anhand von Keramikinventaren einzelner Siedlungsgruben weiter zu untergliedern. Wie auch an anderen Fundorten beobachtet, ist die Keramik der einzelnen Gruben in unterschiedlich großen Anteilen stich- und ritzverziert. Eine Auszählung der vorhandenen Techniken ergibt bereits eine erste Unterteilung der Entwicklung des Mittleren SOB von Keramik mit viel Stichverzierung hin zu Keramik mit viel Ritzverzierung. Die ausführliche Analyse der aufgenommenen Gefäßeinheiten von Geiselhöring-Süd in Kapitel 10 zeigte, dass die Verzierungen des Mittleren SOB so vielgestaltig sind, dass eine Auswertung nach dem Beispiel der linearbandkeramischen Forschung oder der Forschung zum südwestdeutschen Mittelneolithikum schon an der Anfertigung eines Motivkatalogs scheitert: Alleine für die 1906 aufgenommenen feinkeramisch verzierten Gefäßeinheiten von Geiselhöring-Süd werden 50 verschiedene Stich- und Ritzformen verzeichnet. Bei der Aufnahme angefertigte Bleistiftzeichnungen von 685 Motiven mit bis zu zehn Varianten, geordnet nach Motivkategorien entsprechend der Einteilung von H. Spatz (1996), ergeben das Problem, dass ein großer Teil dieser Motive in eine Korrespondenzanalyse keinen Eingang gefunden hätte, da sie nur einmal vorkommen. Außerdem kann die exakte Ausformung vieler Motive nicht festgestellt werden, da sie durch den Zerscherbungsgrad der Gefäßeinheiten nur unvollständig vorliegen. Es wird daher zusammengefasst: Die 50 Stich- und Ritzformen können sieben Technikklassen zugeordnet werden. Die Einzelmotive ergeben 43 Motivklassen, die je nach technischer Ausführung insgesamt 174 Unterklassen bilden. Ausgewertet werden also nicht Stich- und Ritzformen und Motive, sondern Technikklassen und Motivklassen. Ihr Vorkommen in den einzelnen Siedlungsbefunden mittlerer Größe wird mit einfachen Mengenstatistiken dargestellt. Die mengenmäßige Veränderung dieser Anteile ermöglicht die Untergliederung des Mittleren SOB, wobei die größte Relevanz den verwendeten Verzierungstechnikklassen zufällt. Auch die Motive verändern sich, hier jedoch zumeist, in welcher Technikklasse sie ausgeführt sind. Im Anschluss an diese Auswertung liegt ein Datensatz vor, mit dem eine Korrespondenzanalyse vorgenommen wird. Das Ergebnis bestätigt die vorher durch einfache Mengenstatistiken gefundene Entwicklung. Abschließend zur Keramikentwicklung des Mittleren SOB wird auf die Gefäßformen eingegangen. Da der definierende Keramikkomplex für die Stufe SOB III – die große Grube von Ergolding-LA26 – zur Zeit der hier dargestellten Forschungsergebnisse nicht publiziert vorliegt und sonst nur kleinere vergleichbare Fundkomplexe bekannt sind, kann die Stufe SOB III in Kapitel 11 nur vorläufig beschrieben werden. In Kapitel 12 wird eine zusammenfassende Beschreibung der keramischen Stufeninhalte des SOB gegeben. Hier sind nicht nur die für jede Stufe typischen Verzierungen auf den Ebenen Verzierungstechnik, Gesamtverzierungskonzept und Motive beschrieben, sondern auch die Gefäßformen und auftretende keramische Sonderformen. Kapitel 13 beschäftigt sich mit Kontaktfunden, um die Entwicklung des SOB mit den Entwicklungen in den benachbarten Regionen abzugleichen. Es ist ein Charakteristikum des Mittelneolithikums, dass Kontaktfunde – Keramik im Stil benachbarter Regionen – relativ häufig vorkommen. Nicht immer handelt es sich um echte fremde Stücke, auch Imitationen und Neuinterpretationen des fremden Stils sind geläufig. Die Kontaktfunde geben Hinweise auf die Mobilität der Menschen und auf die Richtungen von kulturellen Einflüssen. Eine besondere Betrachtung verdienen in dieser Hinsicht Kontaktregionen, in denen unterschiedliche Stile unmittelbar benachbart oder in Mischformen vorkommen. Das Ergebnis dieses Kapitels ist eine relative Chronologietabelle Südbayerns und seiner benachbarten Gebiete. Es ist notwendig, die durch die typologische Gliederung des Materials erarbeitete Abfolge mit absoluten Daten abzusichern und ein verlässliches chronologisches Gerüst zu schaffen, bevor weitergehende Untersuchungen, z. B. zu Wirtschafts- oder Bevölkerungsgeschichte in Angriff genommen werden können. Die Sammlung von über 600 14C-Daten für das Ende der LBK und die erste Hälfte des 5. Jahrtausends vom Elsass bis nach Mähren und ihre Auswertung auf der Basis von Serien für jeden Fundort erlaubt es, die Chronologietabelle Südbayerns und seiner benachbarten Gebiete mit absoluten Zeitangaben zu eichen. Überregional bestehende Datierungsdiskrepanzen werden diskutiert. Eine ausführliche forschungsgeschichtliche und quellenkritische Erörterung, was beim Umgang mit 14C-Daten zu beachten ist, ist diesem Kapitel 14 vorangestellt. Abschließend wird in Kapitel 15 eine kulturhistorische Beurteilung der Ergebnisse versucht. Ist das Südostbayerische Mittelneolithikum als archäologische Kultur zu bezeichnen? Gibt es Abschnitte der keramischen Entwicklung, die als „Bayerische Gruppe der Stichbandkeramik“ oder „Gruppe Oberlauterbach“ im Sinne von F. Eibl (2011) als kulturelle Einheiten definiert werden können? Sind zeitliche und regionale Überlappungen mit anderen kulturellen Erscheinungen nachgewiesen? Nach kritischer Zusammenschau verschiedener Forschungs- und Interpretationsansätze werden die Bezeichnungen „Neolithische Kultur“ oder „Gruppe“ für das Südostbayerische Mittelneolithikum – ja für das gesamte Neolithikum – abgelehnt. Das Ergebnis der vorgelegten Studie ist vielmehr ein Chronologiesystem, das erfolgreich mit den ebenso auf Keramikentwicklungen basierenden Chronologiesystemen der Nachbarregionen in Beziehung gesetzt werden (Abb. 163) und durch absolute Daten geeicht werden konnte (Abb. 217).

Item Type: Thesis
Dissertation Type: Single
Date of Defense: 20 October 2017
Subjects: 900 History > 930 History of ancient world (to ca. 499)
Institute / Center: 06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of Archaeological Sciences
Depositing User: Hammer Igor
Date Deposited: 16 Aug 2019 07:58
Last Modified: 19 Nov 2019 14:53
URI: https://boristheses.unibe.ch/id/eprint/1369

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