Rui, Noëmi (2018). „We are no magicians“. Die protestantischen Kirchen als Vorbereiter der nachhaltigen Entwicklung – Indonesien 1968-1991. (Thesis). Universität Bern, Bern
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Abstract
Historiker analysierten die Entwicklungspolitik lange als Erbe der Kolonialzeit, als Instrument der Politik im Kalten Krieg oder als neue Form des imperialen Einflusses der Industrienationen auf Entwicklungsregionen und damit als einen weitgehend von den Geberorganisationen bestimmten Prozess, in dem ihre wirtschafts- und machtpolitischen Interessen über Konzept, Region und Ziel der Entwicklungsmassnahmen bestimmen. Neuere Forschungen – darunter auch die vorliegende Arbeit – zeigen jedoch, dass Entwicklungskonzepte und -projekte selten das Ergebnis einseitiger Implementierung waren, sondern durch den intensiven Austausch verschiedenster Akteure geprägt wurden. Anhand des Entwicklungsdiskurses der sogenannten „UNO des Glaubens“ – dem World Council of Churches (WCC) – der Weg von einem theoretischen Konzept – mit Fokus auf den Nachhaltigkeitsdiskurs – bis zu dessen Implementierung in konkreten Entwicklungsprojekten in Indonesien untersucht. Die Analyse zeigt, dass die theoretischen Entwicklungskonzepte des WCC in Indonesien reflektiert wurden, die pragmatische Lösungsfindung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten jedoch stärker von machtpolitischen Interessen und lokalen Voraussetzungen geprägt war. Trotzdem ist die Existenz eines Machtgefälles zwischen Geberorganisationen und Empfänger deutlich zu erkennen. Nur sind die Funktionen und der Einfluss der einzelnen Akteure in dieser Beziehung nicht so klar verteilt, wie vermutet werden könnte. Wie selbstbewusst die Empfängerländer auftraten zeigt etwa die Aufforderung von T.B. Simatupang in seiner Eröffnungsrede zu der richtungsgebenden Tagung in Parapat 1985. Er forderte die Vertreter der Geberorganisationen explizit auf, die idealistische Entwicklungspolitik der Vergangenheit durch eine neue, pragmatische zu ersetzen. Er sprach in seinem Beitrag weiter von den Herausforderungen der Zukunft für die Entwicklung Indonesiens und betonte dabei, dass die Partner in Europa – insbesondere der WCC – damit anfangen sollten, an die Realitäten angepasste Entwicklungskonzepte zu entwerfen, oder die Entscheidungen den Menschen vor Ort zu überlassen. Weiter forderte er sie auch dazu auf, keine Wunder von der Entwicklungsarbeit des indonesischen Kirchenrates zu erwarten, wenn die Entwicklungsziele so weit weg von der Realität liegen, denn, wie Simatupang klarstellte: "We are no magicians".
Item Type: | Thesis |
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Dissertation Type: | Single |
Date of Defense: | 21 September 2018 |
Subjects: | 900 History > 950 History of Asia |
Institute / Center: | 06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Modern and Contemporary History |
Depositing User: | Hammer Igor |
Date Deposited: | 11 Dec 2020 20:07 |
Last Modified: | 06 May 2021 16:02 |
URI: | https://boristheses.unibe.ch/id/eprint/2365 |
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