Heinz, Julia (2022). Prävalenz und Einflussfaktoren der Zahnbehandlungsangst in der Schweiz: Auswertung der repräsentativen SSO-Umfrage aus dem Jahr 2010. (Thesis). Universität Bern, Bern
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Abstract
Im Rahmen der schweizweiten, repräsentativen SSO-Studie aus dem Jahr 2010, wurden von 1128 Personen erstmals Daten zur Angst vor einem Zahnarztbesuch erhoben. Dabei galt es Prävalenzraten für Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert in der Schweiz zu ermitteln. Weiterführend wurden epidemiologische Aspekte wie Alter, Geschlecht und sozialer Status analysiert sowie weiter Zusammenhänge und Aufschlüsselung der Ätiologie. Anhand der Merkmale Sprachregion, Siedlungsart, Alter und Geschlecht wurde der Stichprobenumfang ausgewählt. Die Erhebung der Zahnbehandlungsangst erfolgte bei Befragten im Alter von 15-74 Jahren durch Mitarbeiter des unabhängigen Forschungsinstituts DemoScope in mittels der 1-Item-Frage. Die Auswertung erfolgte durch absolute und relative Häufigkeiten sowie durch bivariate Analysen anhand von Kreuztabellen, dem exakten Fischertest sowie dem Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeit (p=<0,05). Die anschließende multivariate Analyse erfolgte mittels einer logistischen Regression oder einer ordered probit Regression. Die Ergebnisse zeigen eine Prävalenzrate für hohe Zahnbehandlungsangst von 21,3% (n=240) in der schweizerischen Bevölkerung. Auswertungen in den drei Sprachgruppen sowie die Betrachtung des Vermeidungsverhaltens ergaben keine signifikanten Ergebnisse. Für Patienten mit dem Verdacht auf eine Phobie könnte jedoch eine Prävalenz von 2,75% (n=31) angenommen werden. Die Auswertung zeigt, dass Frauen signifikant ängstlicher sind als Männer (p=<0,001), jedoch beide Geschlechter ähnlich häufig vermeidendes Verhalten. Eine signifikante Abhängigkeit zwischen Zahnbehandlungsangst und dem Merkmal Alter wurden hingegen nicht bestätigt. Hoch ängstliche Patienten schätzten ihren oralen Zustand signifikant schlechter ein (p=<0,001) als Vergleichsgruppen. Überraschend zeigte sich, dass hochängstliche Patienten sowohl dem Stellenwert ihrer oralen Gesundheit ein hohes Maß an Wichtigkeit beimessen als auch die Mehrheit von ihnen ihren Zahnzustand als zufriedenstellend einordneten. Ein niedriger Bildungsabschluss ist signifikant mit einem höheren Maß an Zahnbehandlungsangst assoziiert (p=0,004), jedoch zeigt sich kein Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem Grund einer Zahnbehandlungsangst „Angst vor Kosten“ aufgezeigt werden (p=0,310). Vielmehr ist bemerkenswert, dass das erfasste Vermeidungsverhalten in keinem Zusammenhang mit dem Bildungsniveau steht. Für die Gründe einer Zahnbehandlungsangst gaben 49,2% (n=274) der Befragten ein traumatisches Erlebnis sowie 41,1% (n=229) die Angst vor Spritzen an. 28,4% (n=158) begründeten ihre Angst mit hohen Kosten. Weiterführende Auswertungen ergaben jedoch, dass Kosten nicht ausschließlich begründend für eine Zahnbehandlungsangst stehen. Die Betrachtung der Angst vor anfallenden Behandlungskosten und einem Vermeidungsverhalten ergab keinen signifikanten Zusammenhang (p=0,143). Des Weiteren zeigte sich, dass 43,1% (n=104, p=<0,001) der hochängstlichen Patienten nur aufgrund von Schmerzen einen Zahnarzt aufsuchten. Jedoch ist hervorzuheben, dass hoch ängstliche Patienten unabhängig eines Vermeidungsverhaltens zur Kontrolluntersuchung gingen (48,3%, n=116, p=<0,001). Hoch signifikante Abhängigkeiten (p=<0,001) ergaben auch die Auswertungen von Vertrauen und Sympathie gegenüber dem Zahnarzt und der Zahnbehandlungsangst. Das negative tau von -0,141 lässt die Annahme zu, dass je länger der letzte Zahnarztbesuch zurück liegt, desto niedriger fällt das entgegengebrachte Vertrauen aus. Für hochängstliche Patienten, die ein Vermeidungsverhalten zeigen, ergab das negative tau (-0,128) einen negativen Zusammenhang zwischen dem Vermeidungsverhalten und der Sympathie. Dies bestärkt die Annahme, dass ein schlechtes Patienten-Zahnarzt-Verhältnis ein vermeidendes Verhalten fördert und der protektive Einfluss des Vertrauens eher überschätzt wird. Die multivariate Analyse ergab, dass französisch oder italienisch sprechende Frauen mit einer geringen Schulbildung ein höheres Risikoprofil für eine Zahnbehandlungsangst haben als andere Bevölkerungsteile. Es empfiehlt sich im Rahmen einer Follow-Up-Studie, die Entwicklung der Zahnbehandlungsangstprävalenz und ihrem Erscheinungsbild in der Schweiz fortführend zu erfassen.
Item Type: | Thesis |
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Dissertation Type: | Single |
Date of Defense: | 6 April 2022 |
Subjects: | 600 Technology > 610 Medicine & health |
Institute / Center: | 04 Faculty of Medicine > School of Dental Medicine |
Depositing User: | Hammer Igor |
Date Deposited: | 10 Mar 2023 14:14 |
Last Modified: | 06 Apr 2023 22:25 |
URI: | https://boristheses.unibe.ch/id/eprint/4160 |
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